Die Belletristen

Erzählkunst in allen Formen und Farben

Hörspielerscheinung: Das Schiff Esperanza

Gute Neuigkeiten! Hagen Schäfer hat anregen können, dass der Verlag Pidax drei Hörspiele von Fred von Hoerschelmann auf CD herausbringt. Das erste Hörspiel ist ab sofort vorbestellbar. Doch erst einmal eine Einführung ins Sujet aus Hagens Feder.

Das Schiff Esperanza

Das Tippen einer Schreibmaschine, Signale von Hafenschleppern, ein junger Mann sucht eine Heuer als Leichtmatrose. Nur ein Schiff steht zur Abfahrt bereit, um das sich ein dunkles Geheimnis ragt. – So beginnt „Das Schiff Esperanza“, das gemessen an der Zahl der Produktionen im In- und Ausland bekannteste deutsche Hörspiel weltweit. Die zentralen Konflikte um illegale Einwanderung, Menschenhandel und Generationendissens sind aktueller denn je. Das Packende des realistischen Stoffes, die Dramatik und die gezielte Akustik erzeugen die für „Das Schiff Esperanza“ charakteraistische Spannung.

Als Axel auf der Esperanza anheuert, macht er die Entdeckung, dass Grove, der Kapitän des Schiffes, sein Vater ist, den er aus den Augen verloren und dreizehn Jahre nicht mehr gesehen hat. Kapitän Grove, der auf die schiefe Bahn geraten ist und vor Jahren eine Gefängnisstrafe für den Diebstahl einer Schiffskasse hat absitzen müssen, versucht, seine Vergangenheit und sein dunkles Gewerbe vor seinem Sohn zu verbergen. Bald aber stößt Axel Grove in einem dunklen, stickigen Raum auf sieben illegale Auswanderer und erfährt von ihnen, dass der Kapitän ihnen für viel Geld versprochen hat, sie an der amerikanischen Küste abzusetzen. Zwischen Vater und Sohn entspinnt sich eine folgenschwere Auseinandersetzung.

Das Hörspiel „Das Schiff Esperanza“ wurde, weil es prototypisch gattungsspezifische und dramaturgische Eigenschaften in sich zu vereinen und damit die mediale Komponente der Literatur beispielhaft darzustellen schien, in den Kanon der Pflichtlektüre im Deutschunterricht allgemeinbildender Schulen aufgenommen.

Die vorliegende Produktion entstand 1964 im Rahmen einer Hörspielretrospektive mit Werken Fred von Hoerschelmanns des SWF Baden-Baden. Mit Fritz Schröder-Jahn übernahm einer der bedeutendsten Hörspielregisseure der frühen Bundesrepublik die Aufnahmeleitung. Charakteristisch für seinen Inszenierungsstil ist die Dramaturgie der Pause. Dadurch, dass etwas nicht artikuliert oder akzentuiert wird, gewinnt es an Wirkung und kommt so wesentlich stärker zur Geltung, als wenn es betont wird.

Fred von Hoerschelmann (1901–1976) ist einer der Pioniere des Hörspiels in der Weimarer Republik und hat die Blütezeit dieser Kunstform in den 1950er und 1960er Jahren maßgeblich geprägt. Hörspiele wie „Die verschlossene Tür“ (1952) und „Das Schiff Esperanza“ (1953) erlangten international großen Erfolg und begründeten Hoerschelmanns Ruf als „Meister der Hörspieldramaturgie“. Mit seinem 1950 erschienen Buch „Die Stadt Tondi“ (1950) machte er sich als erfindungsreicher Erzähler mit einem Scharfblick für menschliche Abgründe einen Namen.

Hagen Schäfer

Über Hagen Schäfer

Dr. Hagen Schäfer hat an der TU Chemnitz und der Universität Leipzig Germanistik, Geschichte und Politikwissenschaft studiert und promovierte zum Hörspiel in der frühen Bundesrepublik. Er hat einige wissenschaftliche Aufsätze für Zeitschriften und Jahrbücher publiziert. Darüber hinaus ist er journalistisch tätig, schreibt kleinere Prosa und Hörspiele. In unserem Blog wird er auch dann und wann über seine Reisen berichten.

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Dieser Eintrag wurde veröffentlicht am 2. Februar 2015 von in Aktuelles, HÖRSPIEL_truhe, PROJEKT_ordner und getaggt mit , , .

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